17.06.2025

20 Jahre Jobcenter Flensburg – von Hartz IV bis Bürgergeld

„Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Stillstand und hohe Sozialausgaben waren der Hintergrund für das „Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“, kurz: Hartz IV. Das Gesetz trat am 1. Januar 2005 in Kraft. Hartz IV (umgangssprachlich für Arbeitslosengeld II) war das Herzstück der „Agenda 2010“. Damit wollte die damalige Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Sozialsysteme umbauen. Die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe wurden damals zusammengelegt zur so genannten Grundsicherung.
Um vom Staat Geld für den Lebensunterhalt und die Miete (Arbeitslosengeld II) zu erhalten, sollen Arbeitslose Gegenleistungen erbringen und sich ernsthaft um eine Ausbildung oder Arbeit bemühen. Seit Inkrafttreten ist Hartz IV immer wieder angepasst und nachgebessert worden.

An der grundsätzlichen Devise „Fördern und Fordern“ hat sich dabei aber nichts geändert. Welchen Anteil die Reform an der Verbesserung der Arbeitslosenzahlen hatte und welchen die Konjunktur, bleibt unter Fachleuten aus Politik und Wirtschaft umstritten. Fakt ist: Im Jahr 2005, als die Hartz-Reform in Kraft trat, waren in Deutschland fast fünf Millionen Menschen ohne Arbeit. 1,8 Millionen von ihnen waren Langzeitarbeitslose.“ (Quelle: Landeszentrale für politische Bildung BW-Themen: Hartz IV – eine umstrittene Reform und ihre Folgen)
In Flensburg waren es 2005 7.521 arbeitslose Menschen, darunter 2.524 Langzeit­arbeitslose. Heute, 20 Jahre später, ist die Zahl der Arbeitslosen in Flensburg auf 4.757 gesunken, die Zahl der Langzeitarbeitslosen auf 1.315. In Deutschland sank die Zahl der Arbeitslosen auf 2,9 Millionen, darunter rund 1 Millionen Langzeitarbeitslose. Unter der Trägerschaft der Stadt Flensburg und der Agentur für Arbeit Flensburg wurde im Zuge der Reform damals die ARGE Flensburg gegründet und im Jahr 2011 in Jobcenter Flensburg umfirmiert. Geschäftsführerin ist bis heute Claudia Remark, die vordem Leiterin der wirtschaftlichen Sozialhilfe Flensburg war.

Von Anfang an wollte die ARGE (später Jobcenter) nah dran sein an den Kundinnen und Kunden. „Wer auf finanzielle Hilfe angewiesen ist, dem wollen wir schnell helfen. Darüber hinaus wollen wir aber individuell beraten und mit dem Kunden maßgeschneiderte Wege heraus aus der Hilfebedürftigkeit zurück in die Berufstätigkeit und finanzielle Unabhängigkeit finden“, erläutert Claudia Remark.
Diese Philosophie setzt das Jobcenter bis heute konsequent um. Wer einen Antrag auf Bürgergeld stellt, bekommt in der Regel umgehend einen Platz im „Job Campus“, um bei der gezielten Jobsuche unterstützt zu werden im Sinne von „Work first“.

Wer Hemmnisse überwinden muss, bevor eine Arbeit aufgenommen werden kann, bekommt eine passende Unterstützung. „Bewerbungsunterstützung, Qualifizierung, Betriebspraktika ermöglichen, Abbau gesundheitlicher Hemmnisse, Sprachkurse vermitteln, bei der Suche nach Kinderbetreuung unterstützen, zu Bewerbungsgesprächen begleiten, wir gehen die notwendigen Schritte mit den Kundinnen und Kunden, das Ziel der Arbeitsaufnahme immer im Blick“, betont Claudia Remark.

In den letzten 20 Jahren musste sich das Jobcenter laufend auf wechselnde Rahmenbedingungen einstellen:
Seit dem Zuzug Geflüchteter u. a. aus Syrien und Afghanistan und später aus der Ukraine können viele Beratungen nur noch mit Dolmetschern oder Übersetzungsgeräten stattfinden. Mittlerweile haben 40 Prozent der Kundinnen und Kunden des Jobcenters eine ausländische Staatsbürgerschaft.
In den Jahren 2008 bis 2009 boomte das Grenzpendeln, auch Jobcenter-Kundinnen und -Kunden nahmen vermehrt Arbeit in Dänemark auf.
Während der Corona-Pandemie musste der Zugang zum Jobcenter beschränkt werden. Beratungen fanden vermehrt außer Haus oder telefonisch statt.
Mit der Bürgergeldreform 2023 wurde der Vorrang einer Arbeitsaufnahme zu Gunsten einer nachhaltigen Qualifizierung Arbeitsloser aufgehoben.
Mit der E-Akte, digitaler Antragstellung und Kommunikation geht das Jobcenter den technischen Fortschritt mit.

„Ich glaube, wir haben hier in Flensburg bislang einen guten Job gemacht“, resümiert Claudia Remark. „Dabei bilden die Werte Professionalität, Empathie und Respekt, die auch unser Logo zieren, den Rahmen für unsere tägliche Arbeit.“

Seit ihrer Gründung hat das Jobcenter rund 43.000 Menschen in Arbeit integriert. Die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher von Bürgergeld ist in Flensburg auf einem historischen Tiefstand angekommen.

„Speed-Matching“ für größeren Personalbedarf

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