05.02.2025

Ausbildung in Teilzeit – geht das?

Sie verstehen sich sehr gut: Die Auszubildende Roula Husain (links) und Ihre Ausbilderin Jana Breitner (rechts).

Viele Unternehmen wissen es oft nicht: Eine Ausbildung kann auch in Teilzeit erfolgen! Dies ist eine flexible Form der beruflichen Ausbildung, die es ermöglicht, Ausbildungsinhalte in einem reduzierten Stundenumfang zu vermitteln. Diese spezielle Ausbildungsoption richtet sich an Personen, die aus verschiedenen Gründen – wie z. B. familiäre Verpflichtungen oder gesundheitliche Einschränkungen – nicht in der Lage sind, eine Vollzeitausbildung zu absolvieren. Die Teilzeitausbildung kann in verschiedenen Branchen und Berufen angeboten werden und die Ausbildungsinhalte und -ziele orientieren sich an der Vollzeitausbildung. Der Unterrichts- und Praxisanteil wird lediglich auf einen längeren Zeitraum verteilt. Die Ausbildung in Teilzeit ist für bestimmte gesellschaftliche Personengruppen die einzige Möglichkeit, sich als Fachkraft zu qualifizieren. Auch das Jobcenter Flensburg berücksichtigt diese besondere Zielgruppe – und das sehr erfolgreich, wie das nachfolgende Praxisbeispiel aufzeigt.

Für die Zuwanderin Roula Husain war der berufliche Einstieg nicht einfach. Als Mutter eines Kindes mit den entsprechenden Verpflichtungen war es ihr nicht möglich, zeitnah eine berufsqualifizierende Ausbildung aufzunehmen. Eine konkrete Perspektive erhielt sie erstmalig über das Projekt „JUMP – jung und mit Perspektive!“, das jährlich vom Jobcenter Flensburg in Kooperation mit dem Bildungsträger SBH Nord sehr erfolgreich durchgeführt wird.  Es richtet sich an junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren, die eine berufliche Orientierung suchen. Dabei werden die inhaltlichen Schwerpunkte für die Teilnehmenden unter anderem auf eine individuelle Kompetenzstärkung, ein Bewerbungsmanagement sowie eine grundsätzliche Berufsorientierung gelegt. „Für mich war das Projekt JUMP wirklich sehr hilfreich. Hier verfestigte sich bei mir zum ersten Mal die Idee, mich als Frisörin ausbilden zu lassen“, sagt Roula Husain. Danach wurde aus dieser Idee sehr schnell Realität. Durch ein Praktikum beim Friseursalon SOFT-HAIR in der Friesischen Straße entstand der Kontakt zur Geschäftsinhaberin Jana Breitner, die gleich von Beginn an von Roula Husain begeistert war: „Frau Husain hat mich im Praktikum sehr überzeugt. Sie ist fleißig, geduldig und jederzeit aufnahmebereit und wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden.“ Damit stand einer Teilzeit-Ausbildung nichts mehr im Wege!

„Für mich war das Projekt JUMP wirklich sehr hilfreich. Hier verfestigte sich bei mir zum ersten Mal die Idee, mich als Frisörin ausbilden zu lassen.“

Roula Husain (Teilzeit-Auszubildende im Friseursalon SOFT-HAIR)

Während des gesamten Vermittlungsprozesses wurde Roula Husain seitens des Jobcenter Flensburg von Dorit Gräber – die für das Thema Chancengleichheit am Arbeitsmarkt zuständig ist – betreut. Sie führt den Erfolg der Teilzeit-Ausbildung im Wesentlichen auf die flexible Ausgestaltung zurück: „Der große Vorteil ist die Flexibilität in den Arbeitszeiten – je nach Anforderungen des Betriebes und den Bedürfnissen der Auszubildenden. Nur die Berufsschulzeiten sind fest terminiert.“ Diese Flexibilität ist in der Praxis immer wieder individuell miteinander abzustimmen – sowohl seitens des Ausbildungsbetriebes als auch von den Auszubildenden. Dies erfordert von beiden Seiten eine gute Kommunikation: „Die Zusammenarbeit in diesem speziellen Ausbildungsmodell funktioniert bei SOFT-HAIR geradezu idealtypisch“, so Dorit Gräber und appelliert in diesem Zusammenhang auch an andere Unternehmen, sich über das Modell der Teilzeit-Ausbildung zu informieren. „Viele Betriebe haben ja erhebliche Probleme, Auszubildende zu bekommen und wissen oft gar nicht, dass es so attraktive flexible Ausbildungsmöglichkeiten gibt!“

Dorit Gräber (Mitte) berät seitens des Jobcenter Flensburg die Teilzeit-Auszubildende Roula Husain und die Geschäftsinhaberin Jana Breitner.

 

„Der große Vorteil der Teilzeit-Ausbildung ist die Flexibilität in den Arbeitszeiten – je nach Anforderungen des Betriebes und den Bedürfnissen der Auszubildenden.“

Dorit Gräber (Beauftragte für Chancengleichheit beim Jobcenter Flensburg)

Das Jobcenter Flensburg unterstützte den gesamten Vermittlungsprozess nicht nur durch eine intensive Beratung von allen Akteuren, sondern auch mit finanziellen Mitteln. Hierzu zählt unter anderem auch ein Ausbildungskostenzuschuss, der – im Hinblick auf den nicht geringen betrieblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand für eine Ausbildung – insbesondere für kleinere Betriebe eine hohe Bedeutung hat. Unabhängig hiervon wird durch die Maßnahmen des Jobcenters den Menschen geholfen, eine echte Zukunftsperspektive zu entwickeln: „Ich fühle mich sehr wohl bei SOFT-HAIR und bin sehr dankbar für die große Unterstützung, die ich von vielen Seiten erfahren habe. Ich freue mich schon, wenn ich nach meiner Ausbildung einer gut qualifizierten Arbeit nachgehen kann“, sagt eine glückliche Roula Husain.

 

Ausbildung in Teilzeit

Seit Januar 2020 besteht in Deutschland für alle Auszubildenden die Option zu einer Teilzeitausbildung. Gemeinsam mit dem Ausbildungsbetrieb wird überlegt, welche tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit machbar und für den Betrieb zu organisieren wäre. Eine Verkürzung ist bis zur Hälfte der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit möglich. Als Ausgleich verlängert sich die gesamte Ausbildungsdauer im selben Verhältnis, wie die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit verkürzt wird.

Mit diesem Ausbildungsmodell lassen sich berufliche Qualifizierung und Privatleben oft gut miteinander vereinbaren. Da die Ausbildungsvergütung meist entsprechend der verkürzten Ausbildungszeit angepasst wird, können sich allerdings Engpässe bei der Finanzierung des Lebensunterhaltes der Familie ergeben. Wer sich für eine Teilzeitausbildung interessiert, sollte sich daher möglichst frühzeitig um finanzielle Möglichkeiten kümmern und überprüfen, welche Unterstützungen beantragt werden können.

Jana Breitner und Dorit Gräber freuen sich über den überaus erfolgreichen Vermittlungsprozess.

 

Kontakt:
Frau Gräber
0461 819-383
Dorit.Graeber@jobcenter-ge.de

 

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