08.01.2025

Sprache ist KEIN Hindernis!

Nadja Selytska (Mitarbeiterin Pflegedienst Nord, links) und Colette Wolters (Geschäftsinhaberin Pflegedienst Nord) nutzen oft das Übersetzungsgerät im Rahmen der Aufgabenplanung.

Die Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen bietet zunehmend größere Chancen für die deutsche Wirtschaft. Dabei unterstützen die Förderinstrumente des bundesweiten Job-Turbo die Unternehmen, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Sie bieten finanzielle Anreize und Fördermittel, um die Beschäftigung zu fördern und die wirtschaftliche Entwicklung zu stärken. Damit haben Unternehmen eine gute Möglichkeit, ihre Personalkosten zu senken, was insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit von Vorteil sein kann. Zudem können sie durch die Förderung von Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen die Qualifikationen der Mitarbeitenden verbessern, was langfristig zu einer höheren Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit führt. Die berufliche Integration der Zugewanderten ist der entscheidende Schlüssel für eine gesellschaftliche Teilhabe und ein eigenständiges Leben. Dabei stellen gering ausgeprägte Sprachkompetenzen – zumindest in einigen Arbeitsbereichen – keine große Hürde für eine Arbeitsvermittlung dar, wie das nachfolgend beschriebene Praxis-Beispiel zeigt.

„Zuhause liebevoll umsorgt!“ Entsprechend diesem Motto betreut der Pflegedienst Nord aus Flensburg seit 1996 Pflegebedürftige in der Region Flensburg im Bereich der Behandlungspflege und Haushaltsführung. Die personalintensive 24-Stunden-Betreuung stellt die Geschäftsführerin Colette Wolters immer wieder vor neue Herausforderungen. „Wir hatten ziemlich unerwartet einen großen personellen Einbruch, den wir über unsere eigenen Personalbemühungen über social-media und Kleinanzeigen nicht aufheben konnten. Über eine interne Veranstaltung im Jobcenter Flensburg, wo wir unser Unternehmen gegenüber Interessierten präsentieren konnten, haben wir neue Mitarbeitende gewinnen können. Der Kontakt mit dem Jobcenter Flensburg war unser Personal-Rettungsanker! Ich kann eine Kooperation mit dem Jobcenter wirklich jedem empfehlen!“ Anfang dieses Jahres konnte schon auf der Ausbildungs- und Jobmesse im Förde Park, die in Kooperation mit der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Flensburg organisiert wurde, eine Mitarbeiterin gewonnen werden. Auch die aus der Ukraine stammende Nadja Selytska ist über den intensiveren Kontakt mit dem Jobcenter Flensburg an den Pflegedienst vermittelt worden.

„Der Kontakt mit dem Jobcenter Flensburg war unser Personal-Rettungsanker! Ich kann eine Kooperation mit dem Jobcenter wirklich jedem empfehlen!“
Colette Wolters (Geschäftsinhaberin Pflegedienst Nord)

Die Arbeitsvermittlerin Helga Wieber vom Jobcenter Flensburg hat den Kontakt zwischen dem Pflegedienst Nord und Nadja Selytska hergestellt und sieht ein großes Potenzial in der Vermittlung von Zugewanderten, auch wenn es um Fachkräfte geht: „Oft erfolgt erstmal ein Arbeitseinstieg für Tätigkeiten im Niedriglohnsektor. Dadurch verbessern sich auch die Deutschkenntnisse und wir können die Menschen dann im Anschluss über unsere vielfältigen Fortbildungsinstrumente weiter zu Fachkräften qualifizieren.“ Innerhalb von nur sechs Wochen – vom Erstkontakt bis zur Arbeitsaufnahme – wurde die Vermittlung an den Pflegedienst erfolgreich abgewickelt, obwohl die Sprachkompetenz von Frau Selytska noch nicht sehr ausgeprägt ist. „Wir haben hier überhaupt keine Verständigungsprobleme“, sagt Coletta Wolters. „Unsere Kommunikation läuft viel über ein digitales Programm, aus dem der Aufgabenplan für die Mitarbeitenden und die Verortung der Haushalte unserer Pflegebedürftigen hervorgehen. Frau Selytska arbeitet ihre Aufgaben dann selbstständig ab. Alles, was darüber hinaus kommuniziert werden muss, regeln wir problemlos über ein Übersetzungsgerät.“

„Wir haben hier überhaupt keine Verständigungsprobleme. Unsere Kommunikation läuft viel auf digitaler Ebene.“
Colette Wolters (Geschäftsinhaberin Pflegedienst Nord)

Trotz geringer Sprachkenntnisse gibt es auch zwischen Frau Selytska und ihren zu betreuenden Pflegebedürftigen keine Schwierigkeiten in der Kommunikation. „Mit den zu pflegenden älteren Leuten gibt es keine Sprachprobleme – wir reden einfach nur langsamer und in einer sehr einfachen Sprache. Durch die Arbeit lerne ich jeden Tag ein wenig mehr Deutsch.“  Die Ukrainerin ist seit gut zwei Jahren in Deutschland und hat sich seitdem gut integriert. „Für mich war in Deutschland natürlich erstmal alles völlig neu. Hier gibt es teilweise ganz andere Gewohnheiten und Gebräuche – aber mittlerweile habe ich mich gut integriert und Deutschland ist für mich eine zweite Heimat geworden. Ich möchte hier erstmal einfach nur arbeiten und mich in Zukunft weiter qualifizieren.“

 

Förderinstrumente des Job-Turbo – Förderinstrumente im Überblick:

MASSNAHME BEI EINEM ARBEITGEBER
Bewerberinnen und Bewerber bekommen einen umfassenden praktischen Einblick in Unternehmen, ähnlich wie bei einer Probearbeit. Die Dauer beträgt normalerweise einige Tage, kann jedoch soweit notwendig bis zu sechs beziehungsweise zwölf Wochen gefördert werden. In dieser Zeit erhalten die Bewerberinnen und Bewerber zur finanziellen Absicherung weiter Bürgergeld beziehungsweise Arbeitslosengeld, sofern sie grundsätzlich Anspruch darauf haben. Zusätzlich entstehende Kosten, wie zum Beispiel Fahrtkosten, können auf Antrag übernommen werden. Da es sich um kein Arbeitsverhältnis handelt, erhalten sie somit während der Teilnahme kein Entgelt vom Arbeitgeber.

EINGLIEDERUNGSZUSCHUSS
Bei dem Eingliederungszuschuss handelt es sich um eine finanzielle Unterstützung für Unternehmen, die Menschen mit erhöhtem Einarbeitungsbedarf einstellen möchten. Um die Eingliederung dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erleichtern, kann ein Teil der Lohnkosten übernommen werden. Für Ältere und Menschen mit Behinderungen und schwerbehinderte Menschen können Sie längere und höhere Zuschüsse erhalten.

DEUTSCHSPRACHFÖRDERUNG
Die Jobcenter und Arbeitsagenturen können Sie bei der Suche nach passenden, vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angebotenen Integrations- und Berufssprachkursen unterstützen. Spezielle Kurse helfen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, genau die Deutschkenntnisse zu verbessern, die sie an ihrem konkreten Arbeitsplatz brauchen.

WEITERBILDUNG WÄHREND DER BESCHÄFTIGUNG
Die Bundesagentur für Arbeit kann die Weiterbildung Ihrer Beschäftigten fördern. Der Weiterbildungszuschuss für die Lehrgangskosten beträgt zwischen 15 und 100 Prozent und für das Arbeitsentgelt zwischen 25 und 100 Prozent während der Weiterbildung.

 

Ausbildung: Eine Investition in die Zukunft!

Ausbildung: Eine Investition in die Zukunft!

Loading...