Deutschland hat in den vergangenen anderthalb Jahren bei der Aufnahme schutzsuchender Menschen Herausragendes geleistet. Dabei wurde aus den Erfahrungen mit früheren Migrationsbewegungen gelernt. So haben z. B. ukrainische Geflüchtete auf Grundlage europäischer Beschlüsse sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt. Mit dem Zugang zum SGB II profitieren Geflüchtete von der umfassenden Unterstützung und Aktivierung durch die Jobcenter (Informationen, Zusteuerung in Deutschkurse, Vermittlung und arbeitsmarktpolitische Förderleistungen).
Perspektivisch “Lassen Sie uns gemeinsam Lösungen finden. Für Sie, Ihr Unternehmen und die Zugewanderten in Flensburg.”
Patrick Konjer | Jobcenter Flensburg
Was hat es mit dem Job-Turbo auf sich?
Konjer: Seit November 2023 liegt bundesweit ein besonderer Fokus auf der Integration geflüchteter Menschen in Arbeit. Hierbei geht es um Ukrainerinnen und Ukrainer sowie um Geflüchtete mit einer guten Bleibeperspektive in Deutschland. Sie kommen vorrangig aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, aber auch aus dem Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Eritrea, den so genannten acht Haupt-Herkunftsländern.
Wie funktioniert die Integration in Arbeit?
Konjer: Der typische Integrationsverlauf folgt einem „Drei-Phasen-Modell“: Nach einer ersten Orientierung und einem grundständigen Deutscherwerb sollen möglichst schnell Arbeitserfahrungen gesammelt werden. Bei Bedarf verknüpft mit einer Qualifizierung für die Tätigkeit. Später geht es darum, die Beschäftigung zu stabilisieren und auszubauen.
Ein Beispiel: Bei uns im Jobcenter war eine Ukrainerin gemeldet, die in ihrer Heimat als Tierärztin gearbeitet hat. Nach dem Integrationskurs arbeitet sie mittlerweile als Verkäuferin in einem Geschäft für Tierbedarf. Berufsbegleitend besucht sie weitere Deutschkurse. Perspektivisch möchte sie die Anerkennung ihres Studiums in Deutschland erreichen und auch hier als Tierärztin Arbeit finden.
Über wie viele geflüchtete Menschen sprechen wir denn im Jobcenter Flensburg?
Konjer: Stand April waren bei uns 536 erwerbsfähige Ukrainerinnen und Ukrainer sowie 1.358 erwerbsfähige Personen aus den oben genannten anderen Herkunftsländern gemeldet.
Welche Erfahrungen macht das Jobcenter bei der Integration?
Konjer: Das Mittel der Wahl ist für uns der direkte Kontakt zu Arbeitgebern mit dem Ziel, schnell praktische Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu sammeln. In einem Betriebspraktikum haben die Geflüchteten und die Arbeitgeber die Chance, sich näher kennenzulernen und den passenden Arbeitsplatz im Unternehmen zu finden. Dabei werden Arbeitgeber und Geflüchtete individuell und unkompliziert durch das Jobcenter, die Agentur für Arbeit und den gemeinsamen Arbeitgeber-Service unterstützt.
Gibt es Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber, die geflüchtete Menschen einstellen?
Konjer: Bewährte Hilfen sind – neben Eingliederungszuschüssen – berufsbegleitende Deutschkurse, aber auch für den Arbeitsplatz notwenige Qualifizierungen, beispielsweise Staplerscheine, Schweiß Zertifikate, Sachkundeprüfungen im Sicherheitsgewerbe, Gesundheitszeugnisse und Ähnliches. Geflüchtete, die in Deutschland eine Ausbildung absolvieren wollen, haben Zugang zu den bekannten Hilfen, von der Einstiegsqualifizierung bis hin zur assistierten Ausbildung.